Philadelphia Eagles Fans Germany e.V.

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Nick 2.0 in Philly

Es gibt ein Phänomen, ein Verhalten, in das man gerne in solchen Situationen verfällt. Es gibt Gerüchte um einen Trainer oder Spieler, der einem vielleicht unbekannt ist oder über den man eventuell sogar eine negative Meinung hat, bzw. sich darüber im Laufe des Prozesses ein gewisses (negatives) Urteil gebildet wird. Wird dann der Kandidat bestätigt, sammelt man ebenfalls Informationen aus Blogs, Social Meda und Co, dann konzentriert man sich aber meistens nur noch auf die Positiven, versucht sich Dinge eventuell sogar schön zu reden. Dieser Beitrag soll deshalb keine Beurteilung im positiven oder negativen Sinne sein. Erstens wissen wir Normalsterblichen zu wenig über den Kandidaten als auch über die Situation der Franchise oder wie Interviews gelaufen sind. Zweitens wird die Meinung gerne mal durch den oben genannten Prozess beeinflusst.

Ich persönlich hatte nur ein paar “Anforderungen”, die ich an den neuen Head Coach gestellt habe.

  • Offensiver Coach
    • Der Erfolg einer Franchise wird zuerst über die Offensive, dann über die Defensive bestimmt. NFL Defenses schwanken generell von Jahr zu Jahr aber sogar in der Saison zu stark, um darauf aufbauen zukönnen. Gleichzeitig geht die Entwicklung der Liga mit System, Regeln und Spielertypen ganz klar in Richtung Offensive
    • Darauf aufbauend werden erfolgreiche Offensive Coordinatoren häufiger und schneller abgeworben als der Defensive Counterpart.
  • Aggressivität und analytischer Background
    • Beides bedingt sich in gewissen Situationen. Nicht erst seit Chad Hennes 4th Down Pass sollte den meisten klar sein, in welche Richtung sich diese Liga entwickelt. Wir selbst waren in gewissem Maße Teil der Bewegung, wenn man sich Doug Pedersons und Frank Reichs Offense vorallem im 2017er Jahr anschaut. Und selbst wenn einige angebliche Experten mit Podcast meinen Analytics verhöhnen zu müssen, ist es doch schon längst in den erfolgreichen Franchises etabiliert.

Ich denke da hat man mit Nick Sirriani getroffen. Gleichzeitig fühlt sich das ganze natürlich auch etwas “Vanilla” an. Etwas bekanntes. Es ist nicht der heiße Scheiß aus dem College mit Oklahomas Lincoln Riley geworden oder Panthers OC Joe Brady, der es trotz Bridgewater geschafft hat fast drei 1000 Yard Receiver zu produzieren. Die Colts ranken an 12, 15 und 8 in EPA per Play unter Reich und Sirianni, also keine Top 5 Offense, auch wenn es natürlich bessere Umstände gibt als ein kaputter Andrew Luck, Jacoby Brissett und ein alter Philipp Rivers. Und es darf und muss auch die Frage gestellt werden, warum es nicht Staley oder Bieniemy geworden ist. Lurie und Roseman machen es sich gleichzeitig leicht. Als erste HC Station kann sich Sirianni natürlich nicht so viel erlauben wie ein gestandener HC. Wenn man um den Power Struggle und die Gründe von Pedersons Resignation weiß, ergibt sich natürlich ein fader Beigeschmack.

Ansonsten ergibts ich zumindest für mich ein gewisses Bild, was diesem Coaching Hire als Vorbild diente: In den letzten Jahren angesammeltes Potential endlich Ausnutzen und Fehler beheben aber nicht alles über den Haufen werfen, was Doug hier aufgebaut hat. Gleichzeitig ist diese Entscheidung aber auch ein Hinweis auf Strukturen, die mir eher negativ aufstoßen. Dazu aber jetzt mehr:

1. Aggressivität beibehalten

Wie bereits gesagt war Pederson gerade im Super Bowl Jahr, zusammen mit Saints Coach Sean Payton, einer der aggressivsten Coaches der Liga. Sirianni – im Tandem bzw. unter den Zügeln von Frank Reich – ließ genauso in Indianapolis weiter spielen. Die Colts waren 2020 das zweit aggressivste Team der Liga und wer sich folgende Grafik von @ben_bot_baldwin anguckt sieht, dass sich erfolgreiche Teams da im vorderen Bereich tummeln.

2. Emotional Intelligence

Auch das sollte einem bekannt vorkommen, waren das doch J. Luries berühmte Worte nach der Entlassung von Chip Kelly vor 5 Jahren. Sirianni gilt als “highliy likeable” Guy und etliche Exspieler haben sich bereits zu Wort gemeldet. Dass Frank Reich ihn 2018 schnell zum OC ernannt hat passt und rundet die Sache für mich ab. Eine gewisse Komik ergibt sich allerdings, wenn man bedenkt, dass mit Sirianni jemand aus dem Reich Staff gepickt wurde, wollte das Eagles FO Reich doch 2017 noch entlassen. Ich bin auf jedenfall froh, dass es nicht Josh McDaniels geworden ist. Gleicheitig soll Sirianni, zumindest nach allem, was ich auf Twitter zusammentragen konnte, allerdings die Leine in Situationen schon kürzer halten als Pederson, was auf eine Korrektur seitens des Front Offices schließen lässt. Auch seine Pressekonferenzen scheinen mir strukturierter und weniger “cringy” als es manchmal bei Pederson der Fall war.

Für mehr Details sei dieser wunderbare Inside empfohlen:
https://eu.indystar.com/story/sports/nfl/colts/colts-insider/2021/01/21/colts-offensive-coordinator-nick-sirianni-new-eagles-head-coach-report/6659143002/

3. Wide Receiver

Sirianni machte sich vor dem OC Job – und auch währenddessen – einen Namen durch Receiver Entwicklung. Tyrell Williams und kein geringerer als Keenan Allen hatten vermutlich unter Sirianni ihre besten Saisons. Auch jemand wie Zach Pascal von den Colts kann hier erwähnt werden. Receiver hatten unter Sirianni viele YAC und wurden bewusst 5 Yards downfield in Bewegung angespielt. Dies sollte vor allem Jalen Reagor zu gute kommen, der dieses Jahr überhaupt nicht in Motion und in Space genutzt wurde. Ein Lichtblick hinsichtlich der Katastrophalen Talent Evaluation und auch Förderung auf der Receiver Position in Philadelphia die letzten Jahre: Reagor, Watkins, Hightower, JJ Arcega-Whiteside, Mack Hollins, Shelton Gibson, Nelson Agholor.

4. Tight Ends

Eric Ebron hatte 2018 110 Targets, Jack Doyle fühte 2019 die Colts in Targets an. Dallas Goedert dürfte das freuen. Außerdem war und ist er ein Verfechter von mehreren Tight End Sets – was mir persönlich ein Dorn im Auge ist – und könnte eventuell sigar Ertz retten – was mir noch ein größerer Dorn im Auge wäre. Zumindest würde es das weiter führen was Pederson und Reich etablierten. Zu sagen ist aber, dass das 2020 (21% 12-personnel), und 2019 (26% 12-personnel) noch deutlich weniger stark etabliert ist als in Philly die letzten Jahre

Für ein wenig Videomaterial zu den Punkt 3 und 4 empfehle ich folgenden Link:

https://www.colts.com/video/film-study-offensive-coordinator-nick-sirianni

5. Sacks

Auch hier sehe ich eine direkte Reaktion wie bei den Receivern auf offensichtliche Versäumnisse und Missstände. Die Colts – 2020: 21 (2nd fewest) – 2019: 32 (tied 9th fewest) – 2018: 18 (fewest). Und Sacks sind bekanntlich auch ein QB Stat. Holding the ball too long, scheming, timing. Ob Sirianni Wentz wieder hinkriegt bleibt abzuwarten, da hat er zumindest für mich noch nicht wirklich etwas vorzuweisen – zumal ich den Begriff “QB Flüsterer” nicht feiere und in vielen Fällen für übertrieben halte.

Entscheidend wird natürlich auch der Staff. Sirianni ist trotz seines Alters schon etwas rumgekommen und könnte so Connections aufgebaut haben. Auf Grund der Unerfahrenheit halte ich einen erfahrenen Staff für Pflicht! Ein Offensive Coordinator mit Head Coaching Erfahrung muss her, genauso wie ein Defensive Coordinator, der sich auf der defensiven Seite des Balles um alles kümmert. Ähnlich wie Jim Schwartz unter Doug Pederson. Ich mag die Vorstellung von Ex Chargers HC Anthony Lynn, mit dem Sirianni eine gemeinsame Vergangenheit hat. Lynns größtes Problem – Game und Clockmanagement – könnte durch Sirianni behoben werden. Auf defensiver Seite fällt einem natürlich sofort Ex Rams DC Wade Philipps ein, der aus dem Ruhestand zurückkehren möchte.

Am Ende bleibt es abzuwarten und sich an diesen Post von Michael Kist zu halten um auf unseren Ausgangsprozess zurückzukommen:

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