Philadelphia Eagles Fans Germany e.V.

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EYE ON THE BROWNS

Vor dem Spiel gegen die Browns haben wir den German Browns Backers ein paar Fragen gestellt Wer sind eigentlich die Browns? Wie tickt diese Franchise? Wie ist die Gefühlslage der Fans? Vielen Dank an Simone, Kevin und Erik für die ausführlichen Antworten, die erstaunliche parallelen zwischen Browns und Eagles aufzeigen: Leidenschaft, gemeinsame Rivalen und eine ähnliche Frage auf der Position des QB.
Die Cleveland Browns sind eine Franchise die von außen betrachtet ziemlich kontrovers ist. Viel Tradition, der „Umzug“ nach Baltimore und in den letzten 30 Jahren ziemlich unglücklich. Wie ist die DNA der Franchise und wie steht die Browns Fanbase zu der Geschichte?

Simone:
Es gibt natürlich immer irgendwo Fans, denen gar nichts passt, die selbst die besten Coaches und/oder Spieler sind. Doch trotz oder auch wegen den ganzen „Schicksalsschläge“ die unser Fankollektiv mitmachen musste, herrscht eine sehr familiäre Stimmung, die reinen Footballfanatismus bei weitem übersteigt. Der Wechsel nach Baltimore hat nach seiner ersten Erschütterung, die wahren Browns-Fans hervorgebracht, die – egal was passiert – den CLE Browns die Treue halten und sich als feste soziale Größe in über Ohio hinaus verstehen, die Menschen zusammenbringt und ihnen auch in schlechten Zeiten vermittelt: „Du bist nicht alleine!“

Kevin:
Die Browns haben in der Tat eine sehr bewegte Vergangenheit. Was uns besonders auszeichnet ist der familiäre Charakter. Cleveland hält zusammen, egal ob es mal läuft oder nicht. Selbst nach einer 0-16 Saison ist die Vorfreude auf das was kommt größer als der Frust davor. Und vermutlich kommt genau diese Art des Zusammenhalts von den vielen Ereignissen die diese Franchise schon durchlebt hat. Etwas das uns besonders macht, uns von anderen Franchises unterscheidet und auf das wir stolz sind!

Erik:
Die Stadt Cleveland und speziell die Cleveland Browns strahlen eine sympathische und bodenständige Underdog-Mentalität aus. Die unbrechbare Loyalität der Fans zur Franchise und der Stolz der Menschen auf ihr Football Team trotz Umzug oder 0-16 Saison sind charakterisierend für die Browns. Die veränderte Stimmung durch den positiven Record ist deutlich spürbar und hinterlässt einen Hauch von Aufbruchstimmung in der Franchise DNA, ohne dabei die alten Tugenden außen vor zu lassen.

Nach der Cleveland Browns relocation controversy (Umzug der Browns nach Baltimore und Umbenennung in Ravens), wie ist das Verhältnis zu den Ravens?

Simone:
Nach dem Divisions-Motto „the good – the bad – the ugly – the sad“ sind die Ravens in der AFC North natürlich die Hässlichen. Ich denke aber, dass der Respekt für sie immer noch größer ist als der für die Steelers.

Kevin
Wenn es gegen Baltimore geht, dann fühlt es sich anders an, als gegen andere Gegner. Die AFC North lebt besonders von ihren hitzigen Duellen und der Nähe aller Städte zueinander. Dennoch ist unser größter Rivale immer noch Pittsburgh und das wird vermutlich auch noch eine ganze Weile so bleiben.

Erik:
Ich spüre innerhalb der deutschen und amerikanischen Fanbase, dass Pittsburgh in jedem Fall der wichtigere und verhasstere Rivale ist. Ich persönliche hasse kein anderes NFL Team von Deutschland aus, das fände ich irgendwie schräg, zumal Hass auch ein sehr starkes Wort ist. Natürlich kommt die verbitterte Rivalität durch solche Dinge wie die Garrett-Rudolph Kontroverse aber auch hier in Deutschland an. Den Ravens gönne ich, vor allem durch die unmittelbare sportliche Rivalität, sprich den gleichen Record beider Teams vor Week 11, nicht die Butter auf dem Brot. Ihre Spiele haben allerdings einen hohen Unterhaltungsfaktor und ich schätze Coach Harbaugh. Dass die Bengals bis jetzt in keiner Weise erwähnt wurden, könnte ein Indiz sein, dass viele Browns Fans außerhalb von Ohio, aber auch NFL Fans generell diese Franchise für eher langweilig und unnötig halten. Diese Einschätzung habe ich bisher immer geteilt, allerdings entwickelt sich da durch den Umbruch, den jungen Joe Burrow und dessen Waffen in der Offense, gerade ein nicht zu unterschätzender neuer Rivale, der jetzt schon Interesse weckt und mit einer verbesserten O-Line näschtes Jahr eine gefährliche Konkurrenz werden kann. Expect the AFC North

In jüngster Vergangenheit scheinen die Browns endlich wieder in eine erfolgreichere Spur zurückgefunden zu haben. Unter anderem scheint sich Baker Mayfield als Franchise-QB zu manifestieren. Wie ist eure Sicht auf Mayfield?

Simone:
Alleine dadurch, dass er den losing streak unter Hue Jackson beendet hat, hat er natürlich einen besonderen Status innerhalb der jüngeren Historie der Browns, legendär sind die Szenen der von ihren Ketten befreiten Bud-Light-Kühlschränke! Dennoch hat er gezeigt, dass er eben nicht der unfehlbare „Messias“ ist. Athletisch, spielpsychologich und sicherlich auch menschlich, im Sinne einer Person des öffentlichen Interesses, hat er noch einen Weg zu gehen, muss lernen, seine Linie zu finden und auch abseits des Felds taktisch klug zu handeln ohne sich zu verbiegen. Auf dem Feld passieren immer mal Fehler, einen kühlen Kopf bewahren, souverän weitermachen, flexibel seine Möglichkeiten ausloten ist hier sicherlich ein Ziel.

Kevin:
Baker hat Swag und das braucht es hier in Cleveland. Nette Typen ohne Ecken und Kanten hatten wir zur Genüge und die waren dem Druck oftmals nicht gewachsen. Mayfield hat die lange Sieglosserie beendet und sich in kurzer Zeit in die Herzen der Fans gespielt. Seine Leistungskurve zeigt in dieser Saison deutlich nach oben, auch weil er sich wieder mehr um Football und sich selbst kümmert, als sein Image abseits des Platzes. Wir sind froh ihn zu haben!

Erik:
Mayfield ist wohl die größte Kontroverse innerhalb der Backers. Die bisher erwähnte unbändige Loyalität der Fans spiegelt sich auch im Rückhalt für Baker wider. Eine Haltung, die ich in Anbetracht des rauen NFL-Windes grundsätzlich erstmal begrüße. Außerdem kann man aus Browns Sicht keinen Quarterback mit einem 6-3 Record schlechtreden. Kritisieren kann man Baker allerdings allemal und das sollte, selbstverständlich in einem konstruktiven Rahmen, auch etwas intensiver passieren und innerhalb der Fans zumindest toleriert werden. Ist er in der dritten Saison da, wo man sich einen First Round Franchise QB wünscht? Ich würde sagen nein.  Viele Dinge, wie seine Probleme bei normalen Dropbacks, haben sich seit 2018 nur marginal verbessert. Spiele wie gegen Cincinnati, in denen er das Ruder rumreisst, sind noch zu selten. Katastrophale Momente, wie die zweite Hälfte gegen die Colts oder das Spiel gegen die Raiders mit gerade einmal 48% completion, noch zu häufig. Alles um ihn herum wurde sehr gut optimiert. Die O-Line mit Teller, Wills und Conklin, die TE Gruppe mit Austin Hooper und Harrison Bryant. Dazu kommen die ohnehin schon starke RB Gruppe, und der vielversprechende WR Corp. Alles wartet auf einen Einschlag von Mayfield. Deswegen sollte man in Cleveland in jedem Fall dafür vorbereitet sein, dass er sich nicht mehr dahin entwickelt, wo man ihn haben möchte. Auf der anderen Seite habe ich großes Vertrauen in Coach Stefanski. Er ist zum einen durch seinen ruhigen und professionellen Charakter genau der, den die Franchise braucht. Sein Playcalling, gerade die Play Action Designs, aus denen heraus Baker bisher sehr gut aussieht, aber auch die Trickplays, vor allem die Reverse Plays, nehmen den Druck von Mayfield und machen Lust auf mehr. Ich drücke Baker fest die Daumen, glaube an sein upspide und beurteile die Situation in der Offseason dann endgültig.

Welche Erwartungen hattet ihr vor der Saison? Konnten diese sich bisher bestätigen oder wurden sie übertroffen?

Simone:
Die Erwartungen sind wahrscheinlich bei Browns-Fans immer etwas niedriger als bei anderen Teams, zumal in einer Season, die von vielen Unwägbarkeiten aufgrund der Corona-Pandemie geprägt ist und die unter einem Neuen HC und GM (Andrew Berry, der ja von den Eagles zu uns kam) erfolgt. Die Leistung einzelner Spieler ist überragend (siehe Myles Garrett), einige „Baustellen“ scheinen bereinigt, das Team als Ganzes ist aber immer noch nicht´100% auf der Höhe seines individuellen Potentials.

Kevin:
Mit einem neuen und jungen Gespann als Trainer und Manager in die Saison zu gehen war Chance und Risiko zugleich. Bislang sieht es für die Browns sehr gut aus, so gut wie lange nicht mehr. Aber wir tun gut daran geduldig zu bleiben und nicht abzuheben. Die drei Niederlagen haben gezeigt, dass wir noch Entwicklungspotenzial haben, trotzdem sind wir Fans alle durchaus positiv überrascht, ohne dass wir vor der Saison pessimistisch waren.

Erik:
Was den Record angeht sind meine Erwartungen in jedem Fall übertroffen. Die O-Line ist noch stärker als erwartet und das Rungame ist nach wie vor ein essenzieller Faktor. Zur Offense habe ich allerdings bereits eine Menge geschrieben. An die Secondary hatte ich in der Offseason große Hoffnungen, die allerdings bereits mit dem Saisonaus für Grant Delpit und der Verletzung von Greedy Williams zerschlagen wurden. Zwar stechen viele DBs immer wieder durch herausragende individuelle Leistungen hervor, allerdings lassen die Browns hier noch sehr viel zu und sind definitiv am anfälligsten. Dennoch sieht man seit Saisonstart eine positive Entwicklung in der Defense, die Scores der Gegner aus den letzten Spielen wurden stark reduziert und der konstant überragende Pass Rush mit einem Myles Garrett auf Spitzenniveau trägt seinen Teil dazu bei, nice Job Joe Woods. Die LB Position ist eine gemischte Tüte aus jungen Spielern und Veteranen, die mich insgesamt allerdings mehr positiv als negativ überrascht und mit Wilson und Phillips auch noch eine Menge Potenzial bietet. Eine Sache kann man in jedem Fall sagen. Die Browns haben den letzten Draft dominiert und das hat einen merklichen Einfluss auf die Saison. Auch späte Picks wie Nick Harris oder Donovan Peoples-Jones konnten bisher überzeugen.

Ihr habt die Möglichkeit einen realistischen Trade mit den Eagles einzufädeln. Wie würde dieser aussehen?

Kevin:
Vermutlich würden wir schauen, wie wir die Defense verstärken könnten. Ein Draftpick für einen Linebacker oder Saftey wäre vermutlich realistisch.

Erik:
Mir gefällt wie die Eagles Jalen Hurts einsetzen und ich halte ihn für einen sehr interessanten Spieler, den ich gerne in Cleveland sehen würde. Allerdings haben wir ja einen QB und hinter dem stehe ich auch.

Nennt jeweils eine Sache die ihr an den Eagles mögt und was ihr an dieser Franchise nicht leiden könnt!

Kevin:
Die Eagles haben einen famosen und verdienten Super Bowl-Sieg gegen die Patriots geholt. Dass Tom Brady mal jemand Einhalt geboten hat, war zur damaligen Zeit eine Wohltat. Was uns momentan sicherlich stört, ist das furchtbare Bild, dass die NFC East abgibt und dazu tragen die Eagles ihren Teil bei.

Erik:
Ich mag viele Dinge an den Eagles. Zum einen die „Working Mentalität“ der östlichen vereinigten Staaten und die Begeisterung der Fans für die Eagles. Sehe da durchaus Parallelen zu Cleveland, wobei die Fans der Eagles als sehr viel kritischer und harscher gelten. Auch eine gewisse Underdog Mentalität kann man den Eagles positiv attestieren, allerdings auf einem weitaus höheren Niveau, zumindest was die letzten Spielzeiten betrifft.
Sehr sympathisch finde ich außerdem die Veteranen Fletcher Cox, Zach Ertz und Josh McCown

Dinge die ich nicht leiden kann sind die aktuelle Form von Carson Wentz (obwohl er natürlich besser spielt als am Anfang der Saison) und die für meinen Geschmack dann doch zu oft zu konservativen Entscheidungen von Pederson. Außerdem zu erwähnen ist das grottenschlechte Bild, das die NFC East abgibt und somit einem vermutlich viel besseren Team am Ende einen Playoff Platz wegnimmt.

Nochmal vielen Dank für den freundlichen Kontakt und eure Antworten. Wir wünschen Euch für die Saison noch viel Erfolg und ich denke dass sich einige Eagles Fans freuen würden Euch in den Playoffs zu sehen.

Anbei findet ihr noch die Preview der Browns zum Spiel:

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