Die Welt der Philadelphia Eagles wird nie wieder so sein, wie sie einmal war. Oder zumindest die letzten 13 Jahre. Denn Jason Kelce und seine 62 werden nie wieder – als aktiver Spieler – auf dem Feld stehen.
Freilich: Jedes Team hatte und hat jemanden, der ähnlich zur Legende wurde. Aber es gibt selten jemanden, der Herz und Seele einer Stadt so verkörpert wie die 62. Einen Spieler, von dem man seinen Enkeln erzählen wird. Ja, ich war dabei, habe ihn auf dem Feld gesehen, habe ihm die Hand geschüttelt, habe ein Bier mit ihm getrunken. Oder zehn.
Und die Rede ist von einem Center. Nicht Quarterback, Receiver, Running Back, Corner, Edge oder Safety. Nein, Center. Eine Position, die im wahrsten Sinne des Wortes zentral, aber dennoch nicht glamourös ist. Durchaus ein Arbeiter. Einer, der kaum besser zu einer Blue Collar-Stadt wie Philadelphia passen könnte.
Viele von uns werden gar nicht wissen, wie es war, einen anderen Center spielen zu sehen. Das liegt natürlich daran, dass so mancher Eagles-Fan erst seit einigen Jahren diesen so schönen, aber auch so harten Sport verfolgt. Vielleicht wird aber auch so mancher in Philadelphia, der einst schon im Veterans Stadium gesessen ist, nicht mehr wissen, wie die Welt vor Kelce war.
Stichwort hart. Auch wenn wir ihn am liebsten bis ans Ende unserer Tage in der Mitte stehen sehen wollten – der Mann hat den Ruhestand verdient. Unzählige Verletzungen, schier endloser Schmerz, jeder Brotherly Shove ein Berg an Menschen und ganz unten er, Kelce. Wie sehr es wir, die auf Amazon die Doku gesehen haben, Dir gönnen, Jason, mit deinen drei Töchtern zu spielen – ohne Schmerz, ohne das ständige Fragezeichen, wie lange der Körper das noch mitmachen wird.
Zweifel, dass du in ein paar Jahren das goldene Sakko anziehen wirst, kann es keine geben. Es gab zumindest in diesem Jahrtausend keinen besseren, weil auch spezielleren Center. Zu klein, haben sie einst gesagt. Doch dann liefst du los. Hunderte, ja tausende Yards hast du freigemacht, Linemen, Linebacker und Safeties weggeschoben. Alles mit einem Spielverständnis, das seinesgleichen suchte.
Ja, wir zücken das Wort GOAT schnell, zu schnell. Für uns Eagles-Fans wirst Du aber immer der Größte aller Zeiten sein.
Deshalb sagen wir, mit Tränen in den Augen: Prost, Jason, das nächste Bier geht auf uns. Oder die nächsten zehn.