Wenn Coaches in die Pro Football Hall of Fame aufgenommen werden, dann ist es nicht immer so einfach, die jeweilige Person einem bestimmten Team zuzuordnen. Klar, Bill Belichick wird immer einzig und alleine mit den New England Patriots in Verbindung gebracht werden, bei anderen Trainern ist das aber nicht ganz so einfach, vor allem wenn sie mehrere Stationen als Head Coach hatten.
So wie Dick Vermeil. Der gebürtige Kalifornier hat schließlich auch bei den St. Louis Rams (1997–1999) und den Kansas City Chiefs (2001–2005) als HC gearbeitet und hat die Rams 2000 auch zum Super Bowl-Sieg geführt. Und dennoch: Vermeil ist ein Eagle und wird es immer bleiben. Das hat nicht nur damit zu tun, dass seine siebenjährige Amtszeit als Head Coach die längste seiner Karriere war, sondern auch wie er seine Zeit in Philadelphia verbracht hat.
Denn Richard Albert Vermeil, geboren am 30. Oktober 1936 im kalifornischen Calistoga, ist zu einem Team gekommen, das für seine zu dieser Zeit chronische Erfolglosigkeit berühmt-berüchtigt war. Kurz: Damals waren die Philadelphia Eagles am Boden. Das Team war nicht nur schlecht, sondern man hatte sich auch in Drafts grob verspekuliert. Letzteres hatte zur Folge, dass man den nächsten First-Round-Pick erst wieder 1979 hatte – Vermeil übernahm den Cheftrainerstuhl in Philadelphia 1976.
Er war damals gerade einmal 40 Jahre alt und hatte praktisch keine Erfahrung als Head Coach, denn als solcher war er nur von 1974 bis 1975 an der UCLA tätig. Ein 40-jähriger HC löst heute keine Verwunderung aus (Nick Sirianni ist 41), damals war das aber alles andere als alltäglich.
Entsprechend schwer war auch der Start von Vermeils Tätigkeit in Philly, denn die ersten beiden Spielzeiten verliefen ähnlich miserabel wie jene zuvor (4-10 und 5-9). Doch dann kam das Jahr 1978. In diesem wendete sich das Blatt. Wann? Das kann man durchaus genau sagen: Am 19. November 1978.
Dieses Datum sollte den meisten Eagles-Fans als Miracle at the Meadowlands bekannt sein. An diesem Tag gab es einem unmöglich scheinenden Sieg: Die New York Giants, die mit 17-12 vorne lagen, hätten das Spiel locker nach Hause spielen können, doch Herman Edwards konnte sich einen Fumble von Giants-QB Joe Pisarcik sichern, lief zum Touchdown und die Eagles gewannen das Spiel noch.
Das Wunder von Meadowlands gab den Eagles die Motivation, zum ersten Mal nach langem die Playoffs zu erreichen. Dort war dann zwar schnell Schluss (man schied im NFC Wildcard Game gegen die Falcons aus), die Saison 1978 galt aber als Durchbruchjahr von Stars wie Ron Jaworski und Wilbert Montgomery.
1979 erreichten die Eagles dann erneut die Playoffs und gewannen dort ihr erstes Spiel seit 1960, man schlug die Bears mit 27-17, schied dann aber im nächsten Spiel gegen die Tampa Bay Buccaneers aus.
1980 kam dann sicherlich der Höhepunkt, denn Vermeil führte die Eagles zum ersten Mal in den Super Bowl. Dort verlor man zwar, im NFC Championship Game konnte man aber die Cowboys rauswerfen – die Bedeutung eines solchen Sieges muss man an dieser Stelle wohl kaum näher erläutern.
Im Jahr darauf erreichten die Eagles erneut die Playoffs, doch auch hier war früh Schluss. 1983 endete die Ära Vermeil, der Erfolgscoach trat zurück, eigenen Angaben nach wegen “emotionalen Burnouts”, der eine Folge von Arbeitstagen mit 18 bis 20 Stunden war.
Seiner Karriere bzw. Zeit bei Philadelphia ist übrigens auch ein (indirektes) filmisches Denkmal gesetzt worden. Denn er ist eine der zentralen Figuren von Invincible. Der Streifen erzählt die Geschichte von Vince Papale (Mark Wahlberg), der sich bei einem Tryout ins Team und in die Herzen desr Fans spielte. Der Coach, der Papale damals die Chance gab: Dick Vermeil.
Wir gratulieren Dick Vermeil ganz herzlich zur Aufnahme in die Pro Football Hall of Fame!